Frau im Regenwald
© unsplash

Viele Menschen wissen, dass der Anbau von Soja mit der Abholzung des Regenwalds zusammenhängt. Vegan und vegetarisch lebende Menschen stehen daher immer wieder in der Kritik: Ihr Sojaverbrauch sei mit Sojafleisch, Tofu und Sojamilch schließlich oft höher als bei anderen. Aber stimmt das wirklich?

Zuerst einmal: Soja ist eine tolle Pflanze! Ihr Ursprung liegt in China, wo man sie bereits seit Tausenden von Jahren als Nahrungsmittel anbaut. Ihre Bohnen sind eine hervorragende Quelle für Proteine und andere Nährstoffe. Ihre Inhaltsstoffe können sich positiv auf Schilddrüsen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken. Heute ist Soja eine der wichtigsten Nutzpflanzen. Leider vor allem deshalb, weil sie als Tierfutter dient.

Das meiste Soja endet als Tierfutter

70 bis 75 % der weltweiten Sojaernte dienen in der Form von Schrot (auch Sojamehl oder Sojaextraktionsschrot genannt) als Tierfutter der industriellen »Tierproduktion«. Das Schrot war ursprünglich ein Nebenprodukt der Sojaöl-Herstellung. Inzwischen ist es jedoch das lukrativere Produkt des Sojaanbaus, zumal rund 80 % von einer Tonne Soja zu Schrot verarbeitet werden und nur 18 % zu Öl. Das Öl findet in Lebensmitteln wie Margarine und immer mehr als Agrotreibstoff Verwendung. Nur ein Bruchteil der Sojaernte steckt also in offensichtlichen Sojaprodukten wie Tofu und Pflanzenmilch.

Damit verhält es sich mit dem Soja ähnlich wie mit einigen anderen Nutzpflanzen. Ein Drittel des weltweit produzierten Getreides landet in Futtertrögen. In Deutschland sogar 60 % der Ernte. Besonders Schweine und Hühner in der industriellen Tierhaltung füttert man damit: Bei ihnen besteht etwa die Hälfte des Futters aus Getreide und noch einmal bis zu 25 % aus Schrot von Ölpflanzen wie Soja.

Dabei könnten Soja und die anderen Pflanzen viel mehr Menschen ernähren, wenn sie nicht den Umweg über das Tierfutter machen würden und stattdessen direkt der menschlichen Ernährung dienten. Die sogenannten Nutztiere benötigen die durch die Nahrung aufgenommene Energie für alle möglichen Stoffwechselprozesse. Nur rund 10 bis 35 % werden für die Bildung von Fleisch, Milch oder Eiern genutzt. Diese Verschwendung nennt man in der Tierproduktion »Veredelung«.

Soja aus Europa für Tofu & Co.

Der Anbau von Soja ist nicht grundsätzlich umweltschädlich. Die Pflanze ist sogar in der Lage, den Stickstoffhaushalt des Bodens nach intensiver Bewirtschaftung wieder ins Lot zu bringen. Problematisch ist Sojaanbau dort, wo dafür Regenwälder und Grasland zum Opfer fallen und große Monokulturen, meist gentechnisch veränderter Sorten, entstehen; wo also industrielle Landwirtschaft keine Rücksicht auf Tiere, Menschen und Natur nimmt.

Die Hälfte aller geernteten Sojabohnen kommt aus Südamerika. In den warmen Klimazonen wächst die Pflanze nämlich besonders gut. Dort wird sie meist in riesigen Monokulturen angebaut, wo einst Regenwälder oder Savannen waren. 65 % der in Brasilien abgeholzten Flächen dienen zwar erst einmal der Rinderhaltung, denn das Land ist ebenfalls ein großer Fleischexporteur. Die Bepflanzung mit der Futterpflanze Soja ist jedoch oft der zweite Schritt.

Der zweitgrößte Sojaproduzent ist Nordamerika. Dort werden zwar keine Regenwälder abgeholzt, Monokulturen herrschen allerdings auch dort vor. Und es werden, wie in Südamerika, überwiegend gentechnisch veränderte Sorten verwendet. Nur in der EU ist deren Anbau nicht zugelassen. Da inzwischen die Nachfrage nach gentechnikfreiem Soja steigt, wird der Sojaanbau in Europa gefördert.

Die meisten Hersteller von Sojaprodukten für den deutschen Markt achten auf einen möglichst nachhaltigen, gentechnikfreien Anbau. Sie beziehen ihr Soja daher aus EU-Ländern, zum Teil auch aus Nordamerika und China. So ist für ihre Produkte kein Regenwald gefährdet.

Fazit

Eine vegane Ernährung trägt deutlich weniger zur Abholzung der Regenwälder bei als eine mit Tierprodukten. Besonders der weltweite Fleischhunger und die damit einhergehende Tierhaltung sind die Hauptgründe für den exzessiven Sojaanbau auf Regenwaldflächen.

Vegane Alternativen wie Tofu und Pflanzenmilch sind hingegen überwiegend aus nachhaltigem und gentechnikfreiem Soja. Zudem ist es effizienter, Pflanzenprodukte direkt zu essen, um sich mit den wertvollen Nährstoffen zu versorgen. Wer dies einmal ausprobieren möchte, findet vegane Rezepte mit und ohne Soja in unserer Rezeptdatenbank.

(jw)

Der Artikel Warum Sojawurst nicht dem Regenwald schadet wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt veröffentlicht.

http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell