Krundschulkinder in der Cafeteria
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Was anderswo noch wie eine Utopie scheint, wird in Brasilien jetzt Realität: In Zusammenarbeit mit der Humane Society International haben vier Städte im nordöstlichen Bundesstaat Bahia beschlossen, bis zum Jahr 2019 alle öffentlichen Schulkantinen auf ein rein pflanzliches Angebot umzustellen – das betrifft über 23 Millionen Mahlzeiten pro Jahr.

Erstmals ganze Schulbezirke vegan

Das Projekt mit dem Namen »Escola Sustentável« (»Nachhaltige Schule«) startete am 19. März 2018 in den Städten Serrinha, Barroca, Teofilandia und Biritinga. Es ist das erste Mal weltweit, dass ganze Schulbezirke auf eine eine rein pflanzliche Verpflegung umstellen. Zur Vorbereitung nahmen die Schulköchinnen und -köche an einer viertägigen Weiterbildung der Humane Society teil. Von einem veganen Profi-Koch lernten sie, günstige und nährstoffreiche Gerichte mit den lokal zur Verfügung stehenden Zutaten zusammenzustellen. Von nun an werden sie den Anteil tierlicher Lebensmittel in den Schulspeisen pro Semester um 25 % reduzieren.

Für Gesundheit, Umwelt, Tiere und regionale Landwirtschaft

Ziel des Projekts ist es, die Gesundheit der SchülerInnen zu fördern, den ökologischen Fußabdruck der Städte zu verbessern. Darüber hinaus soll es lokale Bäuerinnen und Bauern stärken, welche die Lebensmittel für die Schulkantinen anbauen.

Die Umweltministerin des Bundesstaats Bahia, Leticia Baird, war an der Initiierung des Projekts beteiligt. Sie betont: »Die Versorgung unserer Schulbezirke mit pflanzenbasierten Speisen wird uns helfen, Umwelt- und finanzielle Ressourcen zu schonen, gesunde Erwachsene großzuziehen und eine gerechte Welt für Tiere zu schaffen.«

Brasilien will Fleischkonsum und Übergewicht reduzieren

Angesichts steigender Zahlen von Übergewicht in der Bevölkerung vertreten immer mehr öffentliche Institutionen in Brasilien die Position, dass eine Reduktion des Fleischkonsums notwendig ist. Darunter auch das brasilianische Gesundheitsministerium. Bereits über die Hälfte der Brasilianer ist übergewichtig – darunter jedes dritte Kind zwischen fünf und neun Jahren.

In den Ernährungsrichtlinien des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2014 heißt es zudem: »Die Wahl verschiedener pflanzenbasierter Nahrungsmittel und die Reduktion von Tierprodukten führt indirekt zu einem Lebensmittelsystem, das schonender und weniger schädlich für die Umwelt, für Tiere und Biodiversität im Allgemeinen ist.«

Der Schulbezirk São Paulo City, der größte in Brasilien, veranstaltet bereits seit 2009 einen Meatless Monday (fleischfreien Montag). Mehr als eine halbe Million pflanzliche Mahlzeiten werden dabei zweimal im Monat ausgegeben.

Ein Projekt, das zur Nachahmung einlädt

Das Kooperationsprojekt der vier brasilianischen Städte mit der Humane Society International ist vorbildlich. Die Umstellung des Angebots in Schulkantinen, Hochschulmensen oder Betriebskantinen ist ein effektiver Ansatzpunkt für Tierschutz, Gesundheitsvorsorge und Umweltschutz. Möchten Sie dabei helfen, das vegane Angebot in Ihrer Kantine zu verbessern? Dann weisen Sie die Verantwortlichen doch auf unseren Leitfaden für vegane Großverpflegung hin. Darin finden sie praktische Informationen und Rezepte für eine unkomplizierte Umsetzung.

(jw)

Der Artikel Vegan-Umstellung an brasilianischen Schulen wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt veröffentlicht.

http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell