Gemüsekiste
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Gülle, Blutmehl oder Knochenspäne: Der Einsatz tierlicher Dünger ist beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel noch die Regel. Die biozyklisch-vegane Landwirtschaft beweist jedoch, dass es auch anders geht und wirtschaftet mit Rücksicht auf die Tiere, die Gesundheit, die Umwelt und die Welternährung.

Überdüngung mit Folgen

In Deutschland werden jährlich über 750 Millionen Tiere getötet. Die Mengen an Gülle, Mist und Schlachtabfällen sind deshalb enorm – und die Verteilung auf Feldern eine günstige Methode der Entsorgung. Die übermäßige Düngung führt jedoch zu einem Stickstoffüberschuss in den Böden. Die Folge: Sowohl das Grundwasser als auch umliegende Gewässer sind einer hohen Nitratbelastung ausgesetzt. Deutschland überschreitet regelmäßig die EU-Grenzwerte und wurde von der EU bereits wegen anhaltender Verunreinigung der deutschen Gewässer verklagt. Darüber hinaus sind die tierlichen Dünger oft mit Antibiotika und Schwermetallen belastet und können sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken.

Trotz dieser und weiterer Problematiken erlaubt die EU-Bioverordnung tierliche Dünger – und das bei den sogenannten »Nebenprodukten tierischen Ursprungs«, also den Schlachtabfällen, sogar unabhängig ihrer Herkunft. Dadurch dürfen auch Schlachtreste aus konventioneller Massentierhaltung auf bio-zertifizierten Feldern verteilt werden.

Auch chemisch-synthetische Dünger, die ausschließlich in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen, belasten die Umwelt, indem sie die Bodenfruchtbarkeit verringern und das Grundwasser verschmutzen. Zudem ist ihre Herstellung sehr energieaufwendig. Die biozyklisch-vegane Landwirtschaft verzichtet dagegen sowohl auf tierliche als auch auf synthetische Dünger und ist eine (tier-)ethische und umweltschonende Alternative zur konventionellen und auch zur rein ökologischen Landwirtschaft.

Vorteile des biozyklisch-veganen Anbaus

Die Kreislaufwirtschaft wird aufgrund ihrer ökologischen Vorteile in der Landwirtschaft immer wichtiger. Der biozyklisch-vegane Landbau setzt dabei statt auf tierliche oder synthetische Dünger auf Gründüngung, Kompostierung und den Aufbau biozyklischer Humuserde. Diese Humuserde verbessert den Boden, bindet Kohlenstoff und speichert langanhaltend Nährstoffe. Letzteres ist ein wichtiger Beitrag zur Lösung der globalen Stickstoffproblematik, da bei der biozyklischen Humuserde durch deren physiologisch-stabile Molekülstruktur das Nitrat nicht einfach ausgewaschen werden kann. Der biozyklisch-vegane Anbau trägt durch eine angemessene Fruchtfolge und eine schonende Bodenbearbeitung außerdem zur Artenvielfalt bei und sichert durch eine hohe Zufuhr an organischer Substanz die natürliche Bodenfruchtbarkeit.

Auch auf die Welternährung wirkt sich diese Art der Landwirtschaft positiv aus, da die Flächen direkt für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel genutzt werden und nicht für den Futtermittelanbau. Die Umwandlung von pflanzlichen Proteinen in tierliche Proteine (die sogenannte »Veredelung«) geht nämlich mit einem hohen Energie- und Kalorienverlust einher.

Nicht zuletzt beweisen biozyklisch-vegane Landwirt:innen, dass es nicht nötig ist, Tiere zu halten und zu töten, um die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Lebensmittel anzubauen. Mit ihrer Arbeit leisten sie deshalb einen wichtigen Beitrag in der Tierrechtsbewegung.

Bisher ist es als Verbraucher:in kaum möglich, bei einer veganen Ernährung die gesamte Kette der Lebensmittelproduktion unter die Lupe zu nehmen und sicherzustellen, dass ein Produkt gänzlich ohne tierliche Bestandteile hergestellt wurde. Das Gütesiegel »BIOZYKLISCH-VEGANER ANBAU« gibt zwar Sicherheit, dass ein Lebensmittel komplett vegan produziert wurde, jedoch gibt es bislang lediglich eine Handvoll an Produkten auf dem Markt, die das Siegel tragen. Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e. V. unterstützt deshalb Betriebe, die ökologisch und komplett ohne »Nutztiere« wirtschaften wollen. Auch wenn die Anzahl der Betriebe nach wie vor überschaubar ist, setzen immer mehr Landwirt:innen auf diese tier- und umweltfreundliche Form des Landbaus.

Biozyklisch-vegane Betriebe im Kurzportrait

PlantAge

Die Gemüsegenossenschaft PlantAge eG ist eine solidarische Landwirtschaft in Frankfurt (Oder), die auf eine biozyklisch-vegane Selbstversorgung ihrer Mitglieder setzt und Landwirt:innen mit Verbraucher:innen verbinden will. Die Etablierung bioveganer Standards und das Vorantreiben einer Agrarwende hin zu einer Landwirtschaft ohne Tierleid gehören zu den erklärten Zielen der Genossenschaft. PlantAge beliefert wöchentlich Haushalte in Berlin und Brandenburg mit Obst und Gemüse aus der Region. Außerdem kann man über den Shop inzwischen deutschlandweit biozyklisch-vegane Lebensmittel bestellen.

Obst aus der Bodenseeregion

Der Biolandhof Hund am Bodensee war 2017 der erste zertifizierte biozyklisch-vegane Betrieb Deutschlands, außerdem trägt der hundertjährige Hof seit 15 Jahren ein Bioland-Zertifikat. Seine Erfahrung nutzt der Landwirt Clemens Hund, um Äpfel, Zwetschgen und Walnüsse anzubauen. Auch der Bio-Obsthof Glocker und der Obsthof Geiger liegen in der Bodenseeregion und produzieren ihr Obst nach biozyklisch-veganen Standards.

Betriebe außerhalb Deutschlands

Auch in Österreich und der Schweiz gibt es inzwischen Betriebe, die biozyklisch-vegan produzieren. Die Familie Arn baut im Schweizer Seeland auf 21 Hektar Ackerland Gemüse, Hafer und Hülsenfrüchte an. Seit 2020 ist ihr Betrieb BioVegan Seeland nach den biozyklisch-veganen Richtlinien zertifiziert.

An der österreich-ungarischen Grenze befindet sich der Sitz der Strassner Family Farms, deren Besitzer Harald Strassner in Österreich als einer der Pioniere des Biolandbaus gilt. Bereits seit 1988 setzt Strassner auf Bio-Landwirtschaft, seine ungarischen Betriebsstellen sind darüber hinaus biozyklisch-vegan zertifiziert. Strassner produziert Hülsenfrüchte, Getreide, Mais und Kürbiskerne.

Weitere internationale Betriebe können Sie auf der Seite des International Biocyclic Vegan Network finden.

(lp)

Der Artikel Biozyklisch-vegane Betriebe: Besser für alle wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt veröffentlicht.

http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell